Efferding
Einwohner: Im Dorf Efferding leben etwa 365 Einwohner
Herrschaft: Edler Storko von Gernatsborn-Mersingen ä.H.
Garnison: Eine bewaffnete Dorfbüttelin. Das Dorf wird selbst nur von einem Weidenzaun befestigt.
Tempel: Efferd-Schrein, Praios-Schrein
Gasthäuser: Schänke "Zum alten Hecht" an einem Steg am See (Wirt Firondrian Muhler fährt noch jeden Tag selbst hinaus); Schänke "Zur vollen Reuse" (Wirtin Efferdiane Welsfang, trotz des eigenen Namens und dem der Schenke ein wasserscheues "Bauernkind")
Beschreibung:
Das Dorf Efferding ist ein beschauliches, wenn auch abgelegenes Stück Heimat an einem Vorgebirgssee (Orkensauffe) in der Baronie Friedwang. Würden die Wolken nicht gar so tief über dem Gewässer hängen und wäre dieses weniger tief und unergründlich, könnte es hier richtig gemütlich zugehen.
Im Dorf an der Orkensauffe - benannt nach dem Ergebnis einer Schlacht des Praiosheiligen Alboran von Baliho gegen eine Horde Schwarzpelze - lebt man zu einem Gutteil von Fischfang und wenn man sich einmal die den glucksenden graublauen See umgebenden Nadelwälder und Berge wegdenkt, könnte hier am Fuße der Schwarzen Sichel einen Augenblick lang so etwas wie "Dergelmund-Stimmung" aufkommen.
Der kleine Efferdschrein in unmittelbarer Nähe zum See war lange Jahre verwaist (der ehemalige Efferdgeweihte Myrion Seerufer ist samt Novizin vor ein paar Jahren ausgewandert). Obschon dieser aus Holz ertrunkener Bäume besteht, gelang es Borbaradianern bei einem Überfall 1027 BF nicht, ihn in Brand zu stecken. Mittlerweile steht ihm der junge Priester Manegold von Salmfang vor, der aus dem Tempel der Rauschenden Wasser bei Albenhus in die Mark entsandt worden ist (geb. 1023 BF). Derzeit sammelt er Spenden für den Bau eines Heiligtums auf der Insel Fischermanns Freund. Der Praiosschrein am Dorfplatz wird exakt alle zwölf Tage durch den glaubensstrengen Luminifer Ucurian Lansborn aus Friedwang besucht.
Die Orkensauffe und ihre Sagen:
Gnitze, Forelle, Barsch und Karpfen, aber auch Darpathecht und Wels tummeln sich reichlich in der Orkensauffe; dass es hier Neunaugen oder gar einen Zwergkrakenmolch geben soll ist ebenso wenig bewiesen wie das Gerede von einem "Ungeheuer" in der Orkensauffe, das mal als eher drachenartig mal als gewaltiger Raubfisch, dann wieder als eine Art Seeschlange oder Riesengrottenolm und schließlich als Mischung aus allem beschrieben wird.
Berühmt ist die Orkensauffe für das Echo der Felswände. Am Nordufer - einige Fischer behaupten steif und fest gelegentlich eine unverständliche Antwort gehört zu haben, als sie zu den grauen Felswänden hinauf gerufen haben. Die Schiefermahre sollen es sein, vielleicht aber auch die schöne Lula, eine Wassernixe, deren Begegnungen mit jungen Fischern gelegentlich recht "gießenbornisch" ablaufen.
Sicher ist, dass es am felsigen Nordufer zahlreiche Höhlen gibt, von denen die meisten überflutet sind und sich einige tief ins Gebirge hinein erstrecken. Der hauptsächlich durch Grundquellen gespeiste See dürfte hier oben der tiefste der Baronie Friedwang sein; Messungen haben nahe den Felsen Tiefen von bis zu 150 Schritt ergeben. Nassloch nennen die Einheimischen diesen dunklen Abgrund im Norden und Nordosten des Sees. In der Mitte des Sees werden hingegen selten einmal zwanzig Schritt Abstand bis zum Grund erreicht. Der südliche und westliche Uferbereich ist auf mehrere hundert Schritt Breite sehr flach und Untiefen eine stete Unbill für den Schiffer. Der "ertrunkene Wald" im Südosten gilt als besonders gefährlich - und sei es nur weil er Boote dazu zwingt, ihm großräumig auszuweichen und dabei weit auf den See hinauszufahren. In den Namenlosen Tagen soll sich die Wassertiefe manchmal auch im Flachwasserbereich erhöhen - wohlgemerkt an den Stellen wo kurz zuvor noch wenige Schritt gemessen wurden färbt sich das Nassloch in ein blutiges Purpurrot, öffnet sich ein Tor das geradewegs ins Unterwasserreich der Feen und Nixen führt heißt es, ein Mahlstrom entsteht und verschlingt den Fischer, der so verrückt war sich in der unheiligen Zeit auf den See zu wagen. Aber auch unter dem Jahr ist die "Sauffe" ein gefährlicher Ort. Oft steigt überraschend Nebel auf. Stürme sind zwar selten kommen meist aber überraschend und sind dann ob der steilen Ufer nicht zu unterschätzen. Gleiches gilt für die tückischen völlig unberechenbaren Strömungen.
Die höchste Erhebung am Seeufer ist ein beliebter aber nicht ungefährlicher Ort für Rahjaschwüre. Zweimal so heißt es, erscheint der Geist der "Klippenfrau" einem eidbrüchigen Liebhaber oder einer ungetreuen Geliebten um ihn oder sie zu mahnen auf den Weg der Treue zurück zu kehren. Beim dritten Mal nimmt sie das Opfer mit ins Wasser. Einen dämonischen Hintergrund scheint die grünhaarige "Ulcho" zu haben, die Gegenspielerin der schönen Lula, die Fischer auf den See hinaus lockt, um sie hernach ins Wasser zu stoßen, mit ihrem algenteppichartigen Haar zu umgarnen und darin zu ertränken. Vor allem bei nebligen Vollmondnächten soll man ihren leisen traurigen und überderisch schönen Gesang hören können. Der "sprechende Wels" und der Netzflicker sind weitere Sagengestalten - wobei letzterer eine Art hilfreicher Klabauter sein soll. Über Nacht bessert er die schadhaften Netze der Fischer aus, aber es kommt auch vor, dass er "Bösewichtern" unter Wasser das Fanggerät zerreißt. Dann gibt es noch die Seemutter oder "See-Seele", angeblich soll die Orkensauffe selbst ein beseeltes Wesen sein, wie der große Fluß oder Väterchen Darpat, ja an seinem tiefsten Grund umgeben von Wassergeistern und Nixen Hof halten. Selbst manch alteingesessenen Efferdingern geht dieser "sokramorische Aberglaube" dann doch zu weit, zumal dann wenn dem See "als Tochter der Berggöttin" alle möglichen Opfergaben dargebracht werden.
Im See finden sich noch mehrere kleinere Sandbänke und eine mehrere hundert Schritt durchmessende Insel, letztere als beliebter Rastort "Fischermanns Freund" genannt, liegt anderthalb Meilen vom Dorf entfernt im See. Hierher haben sich während der Besetzung durch die Borbaradianer die meisten Efferdinger auf Fischerbooten geflüchtet. Der Westteil der Insel, der Alde Kopp, ist sehr felsig, die Mitte bewaldet, der Osten Schwemmland mit Büschen und Weiden bedeckt. Von der richtigen Perspektive aus betrachtet, erinnert die Insel an einen riesigen Schwimmer mit einem Dreizack aus kleineren Felsen an der Seite, so dass der Name womöglich den Unergründlichen selbst meint. Im Nordwesten unterhalb der Klippe gibt es eine Grotte, die früher Effardsmund genannt und heute als verflucht gemieden wird. Hier wurde durch Anhänger der Unbarmherzigen Ersäuferin ein Insanctuarium errichtet, Anfang Travia 1034 BF aber durch die Schatzgarde unter Hauptmann Storko von Gernatsborn-Mersingen zerstört.
Die Schlacht gegen die Schwarzpelze dürfte im Schilfgürtel am Südwestufer ausgefochten worden sein, denn bis heute findet sich dort immer wieder einmal ein Orkschädel oder die rostigen Überreste eines Krummsäbels. Längst legendär ist der Fund eines kleinen goldenen Rings durch den Bauern Golo Dappert beim Angeln auf dem See, der mit einem bosparanischen Adler verziert war. Niemand zweifelt daran, dass es sich dabei um den Siegelring des Praiosheiligen Alboran Haldorin handelt. Dieser Fund im Jahr 12 vor Hal war auch der Grund für den Bau des Praiosschreins in dem "Alborans Ring" seither verwahrt wird (34 Hal im Jahr des Feuers zerstört, wurde die Kapelle am Dorfplatz mittlerweile wieder aufgebaut). Ein großes Ehrenbild erinnert in ihr an die 8 "Efferdinger Blutzeugen", die beim Überfall durch die Galottaanhänger und ihre rotpelzigen Schergen verschleppt und wahrscheinlich ermordet wurden. Das von Maler Menzel Pulverberger geschaffene Gemälde zeigt die Märtyrer, wie sie auf Greifen in Richtung Alveran fliegen - wo sie bereits der Heilige Alboran von Baliho erwartet.
Am 18. Phex, dem Tag der Schlacht gegen die Schwarzpelze, sollen die Geister der ersäuften Orken als flackernde fahle Totenlichtlein über dem See schweben. Ein vergleichsweise harmloser Spuk ist da der "Geist in der Bucht", der einem das eigene Spiegelbild im Wasser Fratzen schneiden lässt - wobei nicht klar ist wo sich diese ominöse Bucht genau befindet. Sm Nordwestufer des Sees hat sich einmal eine geschwängerte und sitzengelassene Fischertochter fünfzig Schritt mitsamt ihrem "Bankert" in die Tiefe gestürzt.
Am Ostrand der Orkensauffe wächst, so sagt man, die seltene magische pflanze Kairan in dichten wogenden Gürteln knapp unter der Wasseroberfläche. "Flüsterwasser" nennen die Eingeborenen diesen Teil des Sees. Jeder der so mutig oder verzweifelt ist hier nach dem wertvollen Schachtelhalm zu tauchen erlebt seltsame Dinge - wenn er seinen Wagemut überlebt, von leisen Stimmen, tiefem Seufzen, betörender Musik und bunten Visionen ist die Rede. Oft verlor der Taucher ob solcher Trugbilder Verstand und Orientierung gleichermaßen und ertrank jämmerlich.
Bewohner:
Etwa die Hälfe der Dörfler sind Fischer mit zum Teil erstaunlich großen Kähnen und Schelchen.
Xavert Wolpjan ist der Dorfschulze des Ortes (tatsächlich ist es eher seine kluge Gemahlin Girte, die für den braven aber einfältigen Xavert die Amtsgeschäfte führt). Die bewaffnete Dorfbüttelin Hildelind Donfanger kümmert sich um Recht und Ordnung im Ort.
Häufige Familiennamen: Orkenschläger, Muhler, Welsfang, Nöcking, Dappert, Wutzenwalder, Holzenschuh.
Geschichte:
Das Dorf befand sich lange Jahre im Besitz der Edlen Duridanya von Meining-Sichelhofen, die jedoch lange als vermisst gilt. Im Jahre 1034 BF wurde daher Storko von Gernatsborn-Mersingen ä.H. zum Edlen des Dorfes ernannt, zur Belohnung für seine Heldentaten. Dem damaligen Hauptmann der Schatzgarde war es gelungen auf der Insel Fischermanns Freund ein Unheiligtum der Tiefen Tochter auszuheben sowie eine Bande frevlerischer See-Räuber zu besiegen.