Stadt Rommilys

Das pulsierende Herz der Markgrafschaft ist die Stadt Rommiliys. Bereits 672 vor Bosparans Falls wurde die Stadt nur wenige Meilen südlich des westlichen Ufers der Darpatfälle auf den Resten einer älteren Siedlung gegründet. Gebeutelt von den vergangenen Götterläufen hat sich die Stadt inzwischen recht gut erholt und beherbergt mit Pilgern und Flüchtlingen um die 10.000 Einwohner. Unter den Tempeln aller Zwölfgötter, mit Ausnahme des grimmen Herrn Firun, und einem Haus des Angrosch sticht besonders das Haus der gütigen Travia heraus. Seit langem ist dieser das Haupthaus der Kirche und war zu Zeiten der Traviamark zugleich dessen Machtzentrum.

 

Die strengen Sittenregeln wurden unter der jungen Markgräfin weitestgehend wieder abgeschafft, auch wenn Verbote zum Führen von Waffen wie in fast allen größeren Städten beibehalten wurden. Dafür jedoch wurden die meisten Straftatbestände abgeschafft. So war Prassen verboten, Saufgelage und allzu opulente Festmähler wurden von der Garde unterbunden, reine Vergnügungslokale hatte man vor die Tore der Stadt verbannt und dort auch nur unter Auflagen geduldet, während Glücksspiel und Hübschlerei gänzlich untersagt waren. Nichtsdestotrotz fand vieles verborgen in den Schatten auch weiterhin Anbieter und Abnehmer. Das Betteln in der Stadt war nur jenen gestattet die eine Bettelmarke des Rates vorweisen konnten oder das Zeichen der Travia trugen. Dabei war es nicht so einfach eine solche Marke zu erhalten, denn der Erhalt erfolgte nur wenn die Bedürftigkeit glaubwürdig gemacht werden konnte. Waren hingegen einfach Handreichungen möglich, wurde zum Spanndienst gebeten um beim Aufbau der Stadt mitzuwirken. Faule, die ihr Leid nur vortäuschten und sich aushalten lassen wollten, wurden unter Zuhilfenahme der Rute aus der Stadt geprügelt. Die Bettler hatten dabei auch noch unter Konkurrenz zu leiden, Laien und einfache Priester zogen durch die Stadt und schreckten nicht davor zurück, an Türen zu klopfen und einen gerechten Teil für die Tempelkasse einzufordern.

Nachdem die Traviamark ein Ende hatte, entwickelte sie sich zum, durch die Markgräfin befeuerten, Ausgangspunkt der Rückbesinnung. Die vielen Schenken und Herbergen bieten gleichermaßen den Abenteurern, aber auch den Pilgern alles was sie brauchen. Gelehrte die sich in der Stadt vermehrt ansiedeln, greifen dabei zunehmend auf die Dienste von Glücksrittern zurück, um Artefakte vergangener Zeiten zu suchen oder sie auf ihren Forschungsreisen zu begleiten. Auf Einladung der Markgräfin kehrten zudem die Draconiter zurück und gründeten wieder einen Hort innerhalb der Stadt, nachdem der letzte leider im Jahr des Feuers zerstört worden war.

 

Die Stadt lässt sich dabei in zwei grobe Einheiten aufteilen, in jene Viertel, die von der Stadtmauer geschützt, und jene Bezirke, die von ihr nicht umringt werden. Doch auch wenn es noch einige Götterläufe dauern wird, hat die Markgräfin einige Pläne ihrer Vorgänger in der Traviamark übernommen und treibt den Bau einer neuen Stadtmauer voran, der auch die bisher bloßliegenden Stadtteile schützend umschließen soll. Die verschiedenen Stadtteile verfügen zudem über unterschiedliche Rechte, sodass nicht jeder Bürger werden kann und auch nicht unbedingt jedem Bürger die gleichen Privilegien zustehen.

 

Innerhalb der Stadtmauern sind weite Teile der Stadt von einer Kanalisation durchzogen, allerdings nicht im Armenviertel. Im Prachtviertel Aldeburg finden sich neben dem Fürstenpalast auch die Residenzen diverser Adelsfamilien, darunter unter anderem die Häuser Rabenmund, Kalmbach und Finsterbinge. An den Straßen finden sich noble Herbergen und das weithin bekannte Badehaus Darpatthermen, ebenso wie der mysteriöse Weiße Turm, ein fugenloser, aus weißem Stein errichteter Turm, in den scheinbar kein Weg hinein führt. Der Hauptstraße gen Rahja folgend, verlässt man durch das Reichskanzler-Randolph-Tor die Stadt in Richtung des Ochsenwassers.

Die Praiosstadt beherbergt unter anderem das trutzig umfriedete Tempelgelände im Herzen der Stadt mit Praios-Tempel und Bannstrahler-Kloster direkt am Greifenplatz. Ebenfalls finden sich hier der Inquisitionsturm, die zu Zeiten der Traviamark leerstehenden Gebäude der KGIA und die örtliche Magierakademie. Das prächtige Gebäude steht in unmittelbarer Nachbarschaft zum Tempel. Sein schweres Haupttor wird von eisernen Schlangen gerahmt, die einer Sage nach erwachen, sobald schwarzmagisches oder dämonisches Treiben oder namenloses Wirken die Torschwelle zu überschreiten wagt – und tatsächlich blieb die Lehreinrichtung von Plünderungen verschont. Die Scholaren, mit ihren roten und weißen Roben und dem Greifen am Kragen, verlassen nur selten die Praiosstadt, kaum verwunderlich, da sie in der Stadt nur wenig beliebt sind. Zu groß ist die Angst der einfachen Bevölkerung und auch ihre Vorstellungskraft, wenn es darum geht, was die Magier alles in den Verhörräumen tief unter der Akademie mit den Menschen anzustellen vermögen. Da die Absolventen jedoch strenge Geheimhaltung zu Lehrplan und Ereignissen innerhalb der Schulmauern wahren müssen, werden sie dieses Missverständnis auch nicht ausräumen können.

Zu Zeiten der Traviamark war die Friedensstadt das Herzstück der Stadt. Ein Wunder bewahrte die Tempel Travias und Peraines im Jahr des Feuers, während das Spital in Trümmern lag. Im Zentrum des riesigen Ovals des Friedenskaiser-Yulag-Tempels wird zudem der heilige Kessel der Travia-Kirche aufbewahrt.

Tag ein, Tag aus herrscht in Alt- und Neuhafen geschäftiges Treiben, wobei eine Kettenfähre Neu-Rommilys am südlichen, neubornschen Darpatufer mit dem Alten Hafen verbindet. Mit ihrer Hilfe können selbst große Lasten, wie schwere Wagen und Vieh den Fluss übersetzen und der Weitertransport der Waren in die Oberstadt kann dank eines ochsengetriebenen Lastenaufzugs erfolgen. Hauptsächlich wird das Viertel allerdings von Werkstätten, Lagerhäusern und Kontoren geprägt. Besonders hervorzuheben sind die hier lebenden Zwerge; vor etlichen Götterläufen kamen die fünf großen Sippen der Angbarer Hügelzwerge und genießen seither großes Ansehen. Angelockt wurden sie von Geschichten über die Rommilyser Gastfreundschaft, zu der sie seither mit weitgerühmten Gaststätten und Schenken – von denen viele in zwergischer Hand liegen – tatkräftig beitragen. Bei so vielen Zwergen ist es kaum verwunderlich das es auch einen Angrosch-Tempel gibt, der, dem Zwergengott sei Dank, die Unruhen der vergangenen Jahre unversehrt überstanden hat. Doch auch der Herrin Hesinde und dem Herrn Efferd wurde hier ein Tempel geweiht, das Haus des Efferd wird dabei schlicht Darpat-Tempel genannt. Genauso unversehrt blieb das Haupthaus der Mephâliten das hier im Viertel steht.

Das kleine Viertel Donnerfeld gruppiert sich um den Tempel der Heiligen und Unerschütterlichen Leuin, dem Rondra-Tempel der Stadt, eine weitere bedeutende Einrichtung ist die Kriegerschule Feuerlilie.

Durch das Kaiser-Rauls-Tor gelangen die Reisenden auf der Reichsstraße aus Gareth direkt zum neuen Markt samt seiner Markthalle in Neustadt. Direkt am Platz gelegen steht das Stadthaus der Stadtvögtin in dem auch der Hohe Rat der Stadt tagt, während sich rund herum Handel und Handwerk niedergelassen haben. Darunter zahlreiche Pergamentmacher, deren Produkte in den Amtsstuben der Stadt dankbare Abnehmer finden, ebenso wie Wechselstuben, ein Haus der Nordlandbank, sowie Kontor und Bankhaus derer von Kalmbach.

Besonders vermögende Handelsherrn und Edelhandwerker finden sich hingegen in Aldewyk, wodurch der Bezirk über einen allgemein sehr großen Wohlstand verfügt.

Inmitten einer bunten Mischung verschiedener Baustile leben Menschen aus ganz Aventurien in Aranierberg. Die hier lebenden Händler gebieten über eine ansehnliche Finanzkraft und besonders der tulamidische Basar gehört zu den ganz besonderen Eigenheiten, den die Südländer mitgebracht haben.

An der nördlichen Stadtmauer liegt das Armenviertel Katzloch, wie besser Betuchte insgeheim finden ein Schandfleck für die Stadt. Der Eindruck von Dreck und Elend wird dabei auch noch durch die hier fehlende Kanalisation untermauert.

 

Außerhalb der Mauern liegt im Südwesten das ehemalige Vergnügungsviertel Paradies. Zu Zeiten der Traviamark fanden sich hier anständige Gasthäuser und Pilgerherbergen dicht an dicht. Immerhin hatten die Kirchenoberen aus Tavernen, Herbergen, Spelunken aller Art, Badestuben, Theatern, Bordellen und Spielhäusern jegliche Lästerlichkeit offiziell gebannt, auch wenn es hinter verschlossenen Türen in den Hinterzimmern weiterhin hoch her ging. Vermutlich mit für den Widerstand verantwortlich, mögen wohl die drei Rahja-Geweihten im wieder eröffneten Tempel, der Halle der Süßen Verzückung, sein. Trotz Unmut der Travia-Diener, entfalteten die Diener der Schönen Göttin unter dem Schutz einer Handvoll Rahja-Kavaliere ihre Ambitionen und ließen das Göttinnenhaus erneut zu voller Schönheit erblühen.

Weiter östlich, in Richtung des Darpat gelegen, liegt Gerbervlieth und beherbergt unter anderem den Rommilyser Viehmarkt samt der in unmittelbarer Nähe befindlichen Schlachthöfe. Eine Belästigung für die Nasen der Einwohner sind die her ansässigen Gerber, Färber und Tucher, wie auch andere zumeist mit üblen Gerüchen und Abwässern verbundenen Gewerbe.

Noch immer im Wiederaufbau befindlich ist das vollständig zerstörte Helmbrechtstadt. Am weitläufigen Boronanger der Stadt gelegen ist das Dorf Litzelstadt, direkt vor den Toren von Rommilys.